Brunnenarten im Überblick: Das ist bei der Brunnenwahl zu beachten
Am Anfang eines Brunnenprojekts steht oft die Frage: „Welcher Brunnen ist der richtige für mich?“. Für die Beantwortung sind neben dem persönlichen Budget vor allem die örtlichen Gegebenheiten und der Verwendungszweck des Brunnens entscheidend. In diesem Beitrag gehen wir auf verschiedene Brunnenarten ein, erklären Eigenschaften und helfen beim Treffen der richtigen Wahl.
Für den privaten Brunnenbau sind die Brunnenarten Ramm- und Bohrbrunnen gängige Varianten. Dabei lässt sich ein Bohrbrunnen noch in seiner Ausführung durch die Nutzung eines Hauswasserwerks oder aber einer Tiefbrunnenpumpe unterscheiden. Doch was macht diese Brunnenarten aus? Was sind deren Eigenschaften und gibt es auch K.o.-Kriterien bei der Wahl?
Als gemeinsame Grundlage für die Betrachtung dienen der Grundwasserstand, die Förderleistung, die Lebensdauer und die Aufwand inkl. daraus resultierenden Kosten.
Rammbrunnen – der Kleinwagen unter den Brunnen
Wie ein Rammbrunnen funktioniert, wurde bereits beim Thema Brunnen selber bohren näher beschrieben. Doch was zeichnet einen Rammbrunnen aus? Das Wichtigste voraus: Bei dieser Brunnenart ist der Grundwasserstand absolutes K.o.-Kriterium. Steht das Wasser tiefer als etwa 7-8 Meter im Erdreich an, ist pysikalisch kein Fördern von Wasser mehr möglich und ein Rammbrunnen keine Option.
Zudem ist die Förderleistung begrenzt – daher auch der Vergleich mit einem Kleinwagen. Als Richtwert gilt es eine Fördermenge von ca. 900 Liter pro Stunde und Filter nicht zu überschreiten. Im Klartext: Selbst bei doppelter Filterstrecke macht das 30 Liter/Minute, also etwa nur 1 1/2 Wassereimer. Daher ist es absolut empfehlenswert, ausschließich Schwengelpumpen zur Wasserförderung zu verwenden. Etwa durch den Einsatz einer Gartenpumpe oder eines Hauswasserwerks wird diese Fördermenge deutlich überschritten, was zu einer starken Reduzierung der Lebensdauer führt. Im schlimmsten Fall ist der Filter dann nach 2 bis 3 Jahren dicht und man muss sich Gedanken über einen neuen Brunnen machen.
Es gibt eine Ausnahme: Wird der Rammbrunnen in einer Kiesschicht ohne Feinanteile platziert, ist unter Umständen auch ein Betrieb mit Hauswasserwerk ohne Einbußen bei der Lebensdauer möglich. Allerdings ist das Schlagen eines Brunnens eine Methode, die absolut keine Rückschlüsse auf die akuelle Erdschicht um den Filter herum zulässt. Daher sind für das Nutzen dieser Ausnahme detaillierte Kenntnisse über die Schichtabfolge unabdingbar.
Der Material- und Arbeitsaufwand für einen Rammbrunnen ist überschaubar. Der Rammbrunnen ist die einzige der vorgestellten Brunnenarten, die man mit einer guten Anleitung relativ einfach selber bauen kann. Die Kosten sind daher eher gering und bewegen sich im unteren dreistelligen Bereich.
Fazit: Ein Rammbrunnen ist nichts für Großgrundbesitzer. Nutzt man diese Brunnenart seinen Möglichkeiten entsprechend, hat man jedoch für lange Zeit eine zuverlässige Wasserquelle.
Bohrbrunnen mit Hauswasserwerk
Ein Bohrbrunnen mit Hauswasserwerk ist eine der häufigsten Brunnenarten im privaten Brunnenbau. Liegt der Grundwasserstand bei weniger als 7-8 Meter, greifen die meisten Grundstückseigentümer zurecht auf diese Konstallation zurück. Vorausgesetzt der Brunnen ist fachmännisch gebohrt worden, ist die Förderleistung hoch und praktisch nur durch die Fördermenge des Hauswasserwerks begrenzt. Wie in unserem Hauswasserwerk Test nachzulesen, erreicht die Metabo 5500/20 bspw. 5.500 Liter/Stunde.
Auch für die Lebensdauer gilt die Voraussetzung einer fachgerechten Bohrung. Ist diese gegeben, erreichen Bohrbrunnen nicht selten ein Alter von mehreren Jahrzehnten. Entsprechend der höheren Qualität dieser Brunnenart ist auch der Aufwand und die damit verbundenen Kosten höher.
Fazit: Bei günstigem Grundwasserstand und mittlerem bis hohen Wasserbedarf ist ein Bohrbrunnen mit Hauswasserwerk eine bedarfsgerechte Variante.
Bohrbrunnen mit Tiefbrunnenpumpe
Bei einem Bohrbrunnen ist ein Grundwasserstand jenseits der 7-8 Meter kein K.o.-Kriterium. Denn diese Brunnenart ermöglicht in diesem Fall den Einsatz einer Tiefbrunnenpumpe. Diese wird im Grundwasser oberhalb der Filterstrecke platziert, wodurch es prakisch keine Einschränkungen hinsichtlich des Grundwasserstandes gibt. Eine theoretische Einschränkung besteht lediglich durch die maximale Förderhöhe der Pumpe. Dieser Wert wird im privaten Brunnenbau aber nur selten erreicht. Dennoch gibt es bei steigender Förderhöhe Einschränkungen beim Druck zu beachten.
Hinsichtlich der Förderleistung können mit einer Tiefbrunnenpumpe Spitzenwerte von bis zu 17.000 Liter/Stunde erreicht werden. Für eine derart hohe Wasserentnahme müssen allerdings die nötigen Bedingungen im Erdreich in Form eines entsprechend ergiebigen Grundwasserleiters geben sein. Derartige Tiefbrunnenpumpen haben natürlich ihren Preis. Es sind auch Pumpen mit Fördermengen und Preisen im Bereich von Hauswasserwerken erhältlich. Jedoch ist auch in diesem Fall der Aufwand und Preis für einen Bohrbrunnen mit Tiefbrunnenpumpe höher als für einen Brunnen mit Hauswasserwerk.
Fazit: In Gegenden mit niedrigem Grundwasserstand ist ein Bohrbrunnen mit Tiefbrunnenpumpe selbst bei normalem Wasserverbrauch oft die einzige Lösung. Mit dieser Konstellation lassen sich bei passenden Bedingungen aber auch mehrere Fußballfelder gleichzeitig beregnen.
Brunnenarten im Überblick
Bedingung / Eigenschaft | Rammbrunnen / Spülbrunnen | Bohrbrunnen mit Hauswasserwerk | Bohrbrunnen mit Tiefbrunnenpumpe |
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Grundwasserstand | max. 7-8 Meter | max. 7-8 Meter | keine Einschränkung |
Förderleistung | niedrig | hoch | sehr hoch |
Lebensdauer | mittel (nur bei angemessener Nutzung) | hoch – sehr hoch | hoch – sehr hoch |
Aufwand & Kosten | gering | höher | am höchsten |
Die eingangs gestellte Frage nach dem passenden Brunnen lässt sich nun grundsätzlich beantworten. Zumindest im Fall eines Bohrbrunnens ist es empfehlenswert, einen Ortstermin mit dem Brunnenbauer Ihrer Wahl durchzuführen.
Guter Artikel, hat mich klüger gemacht, sehr informativ, vielen Dank!