Kann man einen Bohrbrunnen selber bauen?
Im Internet findet man diverse Anleitungen zum Thema Bohrbrunnen selber bauen. Zum Beispiel von Baumärkten zur Verfügung gestellt, dienen solche Bauanleitungen wahrscheinlich in erster Linie dem Zweck, das eigene Sortiment und den Verleihservice für Geräte zu bewerben, die für dieses Vorhaben benötigt werden. Bevor man loslegt und beim Errichten eines Bohrbrunnens auf die Hilfe eines Fachmannes verzichtet, sollte man sich ebenso dieser Tatsache, wie weiterer wichtiger Schwachstellen solcher Anleitungen bewusst sein, um im Zweifelsfall ein böses Erwachen zu vermeiden. Diese Schwachstellen liegen natürlich im Detail und werden in diesem Artikel näher erläutert.
Im Gegenzug ist es nicht etwa Ziel dieses Beitrags, solche Bohrbrunnen-Anleitungen völlig ad absurdum zu führen. Viele Berichte und Beispiele beweisen, dass diese self-made Methode durchaus erfolgreich sein kann. Vielmehr soll hiermit ein besseres Verständnis für den kompetenten Bau eines Bohrbrunnens und dabei häufig vorkommenden Komplikationen geschaffen werden, um auf dieser Grundlage diverse Eigenbauanleitungen besser einschätzen zu können.
Der Verlauf einer Brunnenbohrung
In dem Zusammenhang ist es wichtig, den beispielhaften Verlauf einer professionellen Bohrung für einen Brunnen mit Hauswasserwerk inkl. potentieller Komplikationen grob zu kennen:
Wenn nicht maschinell gebohrt, so wird in den meisten Fällen auch von Brunnenbau-Firmen ein Dreibock mit elektrischer Winde und Umlenkrolle verwendet. Mit einer Schappe wird, ähnlich wie mit einem Erdbohrer, bis auf die wasserführende Schicht gebohrt, um dann das Grundrohr als Verschalung zu setzen. Dieses massive Stahlrohr ist an der unteren Kante verzahnt, um das Vordringen im weiteren Verlauf der Bohrung zu vereinfachen. Nun wird das Bohrloch ggf. mit Wasser befüllt und der Plunscher bzw. die Kiespumpe eingelassen. Durch leicht schwungvolles Ziehen am Seil bewegt sich der Plunscher im Rohr auf uns ab, wodurch er sich mit Bodenmaterial füllt und regelmäßig entleert werden muss. Die Verrohrung rutscht auf diese Weise zunächst allein – auch auf Grund des Eigengewichts – immer weiter in das Bohrloch. Später wird eine große Rohrschelle ggf. mit verlängertem Hebel angebracht, mit der das Eindringen des Rohres durch Drehbewegungen unterstützt wird. Weitere Rohrstücke werden aufgeschraubt und der Vorgang des Plunschens wiederholt sich, bis die gewünschte Tiefe bei gleichzeitig geeignetem Erdreich erreicht ist. Ist das der Fall, wird der Brunnenfilter entweder mit PE-Rohr für den Einsatz einer Pumpe oder mit Brunnenrohr für eine Tiefbrunnenpumpe gesetzt. Anschließend wird die Verschalung Rohr für Rohr mithilfe der Winde vorsichtig wieder herausgezogen und das Loch verfüllt. Zuletzt wird der Brunnen klargepumpt – soweit der Idealfall.
Mögliche Komplikationen bei Bohrbrunnen
Auf dem Weg zum fertigen Bohrbrunnen lauern jedoch mehrere potentielle Komplikationen. Die häufigsten sind Steine, Lehm und Kohle.
Trifft man auf Steine, dann ist die glücklichste Variante die, dass sie durch die Öffnung des Plunschers passen und man sie sozusagen einfangen kann. Liegt das Rohr auf einem großen Stein auf, so kann man mithilfe der Verzahnung des Grundrohres und dessen Eigengewicht versuchen, diesen Stein durch Drehbewegungen nach außen zu verdrängen, sodass der Weg im Rohr wieder frei ist. Hat man doch mal einen großen Stein im Bohrloch, so gibt es diverse Rammvorrichtungen, welche man mit möglichst hoher Geschwindigkeit am Seil nach unten lässt, um ihn bei dem Aufprall entweder zu zertrümmern, oder zu verdrängen. Im schlimmsten Fall führen Steine zum Abbruch der Bohrung, sodass an anderer Stelle erneut begonnen werden muss.
Lehmschichten führen zwar nicht zum Abbruch einer Bohrung, erschweren diese jedoch ungemein. Schon ab einer geringen Mächtigkeit scheitert der Plunscher an einer Lehmschicht. In diesem Fall kommt eine weitere Schappe zum Einsatz, die schmal genug ist, um in die Verrohrung eingelassen zu werden. Mit dieser wird der Lehm ausgebohrt, bis man wieder auf eine andere Schicht trifft. Besonders unangenehm wirken sich solche feuchten Lehmschichten auch nach ihrem durchbrechen aus, indem sie das Rohr trotz des hohen Eigengewichtes von außen regelrecht festhalten und ein weiteres Vordringen dadurch zunehmend erschweren.
Trifft der Plunscher auf eine Kohleschicht, so fühlt es sich an als würde er auf Gummi herabgelassen werden. Solche meist nur wenige Zentimeter dicken Schichten sind in der Regel kein großes Problem, da sie durch die Verzahnung am Grundrohr aufgebrochen bzw. aufgelockert werden und somit durch den Plunscher leicht ausgebohrt werden können.
Unter solchen Umständen kann es zur Herausforderung werden, eine ausreichend mächtige Erdschicht zu finden, die geeignet ist um einen Brunnen zu setzen. Ist auch das jedoch geschafft, so wird ein Brunnenfilter gesetzt, der durch ein luftdicht verschraubtes Polyethylen-Rohre (PE-Rohr) mit der Oberfläche verbunden ist. Im Anschluss wird die Verrohrung wieder gezogen, das Bohrloch zugeschüttet und gründlich abgepumpt. Als Resultat kann ein Hauswasserwerk (mehr dazu in unserem Hauswasserwerk Test) über das PE-Rohr problemlos ein Vakuum aufbauen, um so über den Brunnenfilter das Wasser direkt aus dem Erdreich zu ziehen. So ist auch bei längerem Betrieb eine konstante und hohe Fördermenge des Bohrbrunnens gewährleistet.
Dieses Video veranschaulicht professionelle Bohrmethoden:
Schwachstellen der Bohrbrunnen-Anleitungen
Was sind nun Unterschiede und Schwachstellen zu der in Anleitungen für Bohrbrunnen verwendeten Technik?
In vielen Anleitungen wird die Verwendung von Kanalgrundrohr (KG-Rohr) empfohlen. Das ist zwar preiswert, jedoch auch sehr zerbrechlich. Zudem kann man solche Rohre nur durch schlagen mit Unterlage in die Tiefe treiben, da aufgrund der Steckverbindungen kein drehen möglich ist. Sowohl bei Steinen, als auch bei Lehm und Kohle sieht man mit diesem Material also ziemlich alt aus. Zudem verbleibt das KG-Rohr im Boden, was trotz hinzugefügter Schlitze eine zusätzliche Barriere für das Grundwasser darstellt und somit die Fördermenge reduziert. Alternativ kann spezielles Brunnenrohr verwendet werden. Das kann zwar verschraubt werden, ist aber entsprechend kostenintensiver. Mit Eigenbau-Dreibock inkl. Zubehör, erwähntem Brunnenrohr, dem restlichen Material, den Kosten für Erdbohrer mieten oder kaufen, Plunscher und evtl. benötigter Schappe + Gestänge, kommt man bei nicht sehr tiefen Brunnen schnell in Bereiche, bei denen man nur wenige hundert Euro von einem professionell errichteten Bohrbrunnen entfernt ist.
Abgesehen davon, dass der Brunnenbau mit zunehmender Tiefe generell anspruchsvoller wird, gibt es weitere potentielle Komplikationen, die dem Laien das Leben schwer machen können. Diese Komplikationen sind so vielfältig und unerwartet, wie die individuellen Bodenverhältnisse vor Ort. Ein flüchtiger Blick in diverse Brunnenbau-Foren macht deutlich, wie komplex ein solches Vorhaben sein kann. Denn die dort beschriebenen Probleme der Hobby-Brunnenbauer sind zahlreich, sehr unterschiedlich und deren Lösung aus der Ferne und mit dem verwendeten Material nicht selten sogar aussichtslos.
Unterm Strich sollte man sich so gut wie möglich über die Grundwasserstände und die Beschaffenheit des Erdreichs erkundigen und erst dann das Projekt Bohrbrunnen in Eigenregie starten, wenn man sich sicher ist, dass man hinsichtlich der Tiefe schon früh mit Erfolg rechnen kann und die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen sehr gering ist. Alternativ kann man sich auch einen Rammbrunnen bohren, wozu wir eine Brunnenbauanleitung zur Verfügung stellen. Aber um einen wirklich guten Brunnen bohren zu können, an dem man auch lange Freude hat, benötigt man neben passendem Material auch einiges an Wissen und Erfahrung. Denn der Brunnenbau ist nicht umsonst ein Meisterhandwerk!
Die kompakte und absolut verständliche Beschreibung einer Brunnenbohrung macht einerseits Mut es selber zu versuchen und weist andererseits auf realistische Schwierigkeiten und Probleme hin, die bei ungenügenden Vorkenntnissen schnell für Frust und Resignation beim Selbermacher sorgen können. Die zwingend erforderlichen Voraussetzungen und notwendigen Kentnisse von Grundwasserstand und Bodenbeschaffenheit sind verständlich beschrieben. Eine faire und kostenlose Information eines professionellen Brunnenbauers.
Vielen Dank für den Beitrag zum Brunnenbau. Mein Onkel möchte in seinem Garten eine Brunnenbohrung selber durchführen. Ich hoffe, dass wir beim Bohren nicht auf einen großen Stein oder eine Lehmschicht geraten.
Ich denke, dass man einen Bohrbrunnen bestimmt auch ganz gut in Eigenregie bauen könnte. Da wir allerdings auch Trinkwasser schöpfen möchten, fragen wir vermutlich doch für die Arbeiten beim Brunnenbau an. Wie Sie bereits erwähnen, muss die Bohrung eben professionell erfolgen. Vielen Dank für Ihren Beitrag!
Ich baue gerne meinen Garten selber um. Das hat vor ein Paar Jahren angefangen und ist jetzt mein Hobby. Ich möchte auch einen Brunnen im Garten haben, den ich selber bauen möchte. Gut zu wissen, dass die verschiedenen Bodenschichten die Bohrung beeinflussen, hoffentlich habe ich keinen Pluscher im Garten!
Hallo
Vielen Dank für die umfangreichen Informationen auf ihrer Seite. Ebenso für die Auflistung möglicher Komplikationen. Ich selbst habe mein Bohrbrunnenprojekt in Eigenregie auf kompliziertem Boden abgeschlossen.
Foren waren hier nicht besonders informativ, sodass ich selbst experimentieren musste. Es gibt bei uns ausschließlich sehr alte Schachtbrunnen. Bohrort am Hang. Viel Ton im Boden. Bei Bodenaushub für das Hausfundament kam der Bagger nicht in den Ton! Bekannt war eine wasserführende Schicht bei etwa 6m.
Bohrversuch mit Erdbohrer etwa 4m bis zur wasserführenden Schicht. Zu Beginn etwas Lehm, danach alles Ton hart wie Beton. Verwendet habe ich Brunnenrohr DN115 mit Stahlschneidfuß Eigenanfertigung. Danach im Rohr gebohrt wechselseitig mit Riversidebohrer Eigenbau und Engelmanbohrer, um den Ton (Schluff) zu entfernen. Bis zur Endtiefe 9m. 2m 0,3 Filterstrecke hatte ich eingebaut, hätte ich das vorher gewusst, hätte ich 3m genommen.
Der Brunnen liefert nach 4h Dauerbetrieb einer Membranpumpe 700l pro Stunde dauerhaft. (gemessen) und damit bin ich mehr als zufrieden. Ein Plunscher kam nur 3x zum Einsatz, um etwas loses Material zu entfernen.
Desweiteren kam eine 9m Anlegeleiter umgebaut als Bockleiter und eine Seilwinde zum Einsatz.
Grundsätzlich ist es auch auf solchen Problemböden möglich aber immer ein Abenteuer. Viel tiefer wäre mit meiner Variante nicht möglich gewesen. Hauptgrund: Duch die mehr als 5 Meter Wassersäule im Rohr und die nötige Zeit für die Demontage der Bohrgestäges fällt der Ton aus dem Engelmanbohrer. Außerden war mein Bohrgestäge alle. Und ehrlich gesagt, gingen mir die Ideen aus. Trotz Schneidfuß war die nötige Auflast beträchtlich und musste zum Schluss ständig erhöht werden. Die Menbranpumpe ersetze ich mit einer Tiefbrunnenpumpe. Alle Maulwürfe und Mäuse beschweren sich über den andauernden Lärm…..